Romano-Guardini-Gastprofessur
Gastprofessorin Dr. Ana Honnacker
Gastprofessorin Dr. Ana Honnacker über die Romano-Guardini-Gastprofessur
Philosophie verstehe ich in erster Linie als kritisches Unterfangen. Entsprechend sehe ich es als ihre Aufgabe, die Phänomene ihrer Zeit ernst zu nehmen und sie zum Gegenstand philosophischer Analyse zu machen. Im Anschluss an die Tradition des philosophischen Pragmatismus ist diese Aufgabe immer schon auch mit einem praktischen Anliegen verbunden und besitzt einen transformatorischen Impetus. Insofern sind mir die Beschäftigung mit gesellschaftlich relevanten Themen sowie der Austausch über fachwissenschaftliche Zirkel hinaus ein zentrales Anliegen.
Mit Blick auf die religionsphilosophische Forschung bedeutet dies für mich, dass sie sich nicht auf ein Projekt der (christlichen) Apologie beschränken sollte, sondern vielmehr Reflexionsangebote für die Herausforderungen einer pluralistischen Gesellschaft entwickeln kann, die über einen spezifisch religiösen Kontext hinaus Relevanz besitzen. Im Rahmen der Guardini-Gastprofessur ist es mir daher ein Anliegen, den kritischen und transformativen Potentialen gegenwärtiger Religionsphilosophie nachzugehen und diese, auch im Sinne der Public Philosophy, sichtbar zu machen. Zum Ausgangspunkt dafür sollen insbesondere Krisenphänomene der Gegenwart dienen, zu deren Verständnis und Bewältigung die Religionsphilosophie mit ihrem Instrumentarium einen wesentlichen Beitrag leisten kann.
Im Wintersemester 2023/2024 möchte ich einen Schwerpunkt auf den (religions-)philosophischen Beitrag zu den environmental humanities legen und die Auseinandersetzung mit einem der drängendsten Probleme weiter vertiefen. Sowohl für die theoretische Bearbeitung als auch die praktische Bewältigung der multiplen ökologischen Krisen, die im Begriff des Anthropozäns diskursmächtig zusammengebunden wurden, liegen hier bislang wenig genutzte Potentiale. Denn zunehmend werden auch Haltungen und Praktiken relevant, die klassischerweise in der religiösen oder spirituellen Sphäre verortet werden, u.a. Umgang mit Kontingenz und Endlichkeit, Schuld oder Verlust. Die Herausforderungen des Mensch(lich)seins im Anthropozän werden dabei in experimentellen öffentlichen Formaten beleuchtet, die mit außeruniversitären Kooperationspartner*innen durchgeführt werden, zudem wird es ein thematisch passendes Fortgeschrittenenseminar geben, in dem ein Beitrag zur philosophischen Praxis erarbeitet wird.
Einen weiteren Schwerpunkt bildet die religionsphilosophische Auseinandersetzung mit dem Thema (religiöse) Gewalt, das im Rahmen des Münchner Kolloquiums und eines Gastvortrags des finnischen Religionsphilosophen Sami Pihlström (Helsinki) bearbeitet wird. In Kooperation mit der Hochschule für Philosophie München wird zudem ein thematisch ergänzender Workshop angeboten.
Aktuelles und Veranstaltungen
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26 Okt
- Öffentlicher Abendvortrag in der Reihe „Am Puls der Zeit": „Mensch(lich)-Sein im Anthropozän: Erkundungen eines neuen Humanismus"
08.11.23, 19:00 Uhr
Weitere Informationen zum Seminar im LSF: „Der Mensch im Anthropozän: Anthropologische und ethische Herausforderungen"
Aktuelle Gastprofessorin der Romano-Guardini-Gastprofessur
Kontakt und Adresse
Ludwig-Maximilians-Universität München
Fakultät für Philosophie, Wissenschaftstheorie
und Religionswissenschaft
Professur für Religionsphilosophie
Geschwister-Scholl-Platz 1
80539 München
Ehemalige Inhaber der Romano-Guardini-Gastprofessur
- Prof. Dr. Francesco Miano, Gastprofessor von 02.11.2018 bis 31.07.2019