Lehrveranstaltungen WS 2014/2015
Lektürekurs
Aristoteles: Politik
Veranstaltungsnummer 10006
Mi. 12:00 bis 14:00 c.t. woch 08.10.2014 bis 28.01.2015 Schellingstr. 3 (S) Vg. - S 006
Nach Aristoteles sind wir Menschen von Natur aus „politische Wesen“: unser Leben kann nur innerhalb einer politischen Gemeinschaft gelingen. Doch nicht jede (staatliche) Gemeinschaft verdient diesen Namen: es muss eine Gemeinschaft sein, die es ihren Bürgern ermöglicht, ein der menschlichen Natur gemäßes, glückliches Leben zu führen.
In seiner Schrift „Politik“, die zu den grundlegenden Werken der politischen Philosophie gehört, geht Aristoteles der Frage nach, wie eine solche politische Gemeinschaft verfasst sein muss. Dabei untersucht er einen ganzen Komplex von verwandten Fragen: Wie und warum entwickeln sich überhaupt staatliche Gemeinschaften? Was ist eine Verfassung? Was muss sie leisten? Worin besteht die Rolle des Bürgers? Was lässt sich an bestehenden Staatsformen oder an Verfassungsentwürfen anderer Denker kritisieren? Wie kann es zu Abweichungen von einer bestehenden Staatsform kommen? Wie lässt sich die Verfassung einer politischen Gemeinschaft bewahren?
Im Lektürekurs werden wir Aristoteles' Text lesen, zu verstehen versuchen und diskutieren. Neben der inhaltlichen Einführung in ein wichtiges Werk eines der bedeutendsten Philosophen überhaupt sowie in einige zentrale Fragen der politischen Philosophie soll der Kurs auch dazu dienen, den Umgang mit philosophischen Texten zu erlernen, sowie das Artikulieren von Fragen und Argumenten in der Diskussion zu üben.
Literatur: Textgrundlage (zur Anschaffung empfohlen): Aristoteles, Politik. Übers. und mit einer Einleitung sowie Anmerkungen hrsg. von Eckart Schütrumpf, Hamburg 2012.
Voraussetzungen: Griechischkenntnisse sind nicht erforderlich.
Leistungsnachweis: 1 Essay
Fortgeschrittenenseminar und Essaykurs
Al-Farabi, Die Prinzipien der Ansichten der Bewohner der vortrefflichen Stadt
Veranstaltungsnummer 10110
Do. 14:00 bis 16:00 c.t. woch 09.10.2014 bis 29.01.2015 Geschw.-Scholl-Pl. 1 (A) - A U121
Abū Naṣr al-Fārābī (ca. 870-950 n. Chr.) ist einer der bedeutendsten und einflussreichsten Köpfe der arabisch-islamischen Philosophietradition. Genannt der „zweite Lehrer“ (nach dem „ersten Lehrer“ Aristoteles), bestimmte er mit seiner spezifischen Art der Aneignung, Interpretation und Weiterentwicklung des griechischen philosophischen Erbes maßgeblich die Richtung, welche die Philosophie in der islamischen Welt einschlagen sollte.
Die Prinzipien der Ansichten der Bewohner der vortrefflichen Stadt ist eines der bekanntesten Werke al-Fārābīs. In ihm legt er dar, welche philosophischen Standpunkte in einer idealen Gesellschaft zu bestimmten Fragen vertreten werden sollten – wie der Frage nach Gott, nach der Ordnung des Kosmos und der materiellen Welt, nach der Stellung und den besonderen Fähigkeiten des Menschen, nach der bestmöglichen menschlichen Gesellschaft, sowie nach dem Verhältnis von Religion und Philosophie. Mit diesem Katalog greift al-Fārābī Themen auf, die in der zeitgenössischen Theologie als „Grundlagen der Religion“ diskutiert wurden. Das heißt allerdings nicht, dass die Prinzipien eine theologische Schrift wären. Im Gegenteil macht al-Fārābī deutlich, dass diese Themen in erster Linie Gegenstand philosophischer Erkenntnis sind; die Aufgabe der Religion besteht hingegen darin, dieselben Inhalte in symbolischer und gleichnishafter Form an solche Menschen zu vermitteln, die der philosophischen Erkenntnis nicht fähig sind.
Im Seminar wird der Text abschnittweise besprochen und mit Bezug auf seine geistes- und philosophiegeschichtlichen Voraussetzungen und Hintergründe analysiert werden.
Literatur:
Textgrundlage: Abū Naṣr Al-Fārābī, Die Prinzipien der Ansichten der Bewohner der vortrefflichen Stadt (Mabādiʾ ārāʾ ahl al-madīna al-fāḍila). Aus dem Arabischen übersetzt und herausgegeben von Cleophea Ferrari, Stuttgart: Philipp Reclam jun., 2009.
Einführende Sekundärliteratur: Islamische Philosophie im Mittelalter. Ein Handbuch. Hrsg. von Heidrun Eichner, Matthias Perkams und Christian Schäfer, Darmstadt 2013. Insbesondere Kap. 6: Cleophea Ferrari, ‘Al-Fārābī und der arabische Aristotelismus’; Ulrich Rudolph, ‘Abū Naṣr al-Fārābī’, in: Philosophie in der islamischen Welt Bd. 1: 8.-10. Jahrhundert. Hrsg. von Ulrich Rudolph unter Mitarbeit von Renate Würsch (Grundriss der Geschichte der Philosophie, Abt. 8.1), Basel 2012, S. 363-457.
Weitere Literatur wird zu Beginn des Semesters angegeben.
Voraussetzungen: Arabischkenntnisse sind nicht erforderlich.
Von den Teilnehmern wird die Bereitschaft erwartet, sich aktiv an der Seminardiskussion zu beteiligen und kurze Referate zu übernehmen, sowie Texte der Sekundärliteratur auch auf Englisch zu lesen.
Leistungsnachweis
Hausarbeit oder Referat mit erweiterter Ausarbeitung.
Es besteht für 5 BA-Hauptfach- oder Master-Philosophiestudierende die Möglichkeit, dieses Seminar alternativ als Essaykurs (ohne Übung) zu belegen. Sollten mehr als 5 Personen ein entsprechendes Interesse bekunden, müssen zusätzliche Auswahlkriterien zur Anwendung kommen (z. B. Auswahl aufgrund eines zusätzlichen Motivationsschreibens o. ä.).
Übung
Philosophisches Arabisch: Al-Fārābī, Mabādiʾ ārāʾ ahl al-madīna al-fāḍila (Die Prinzipien der Ansichten der Bewohner der vortrefflichen Stadt)
Veranstaltungsnummer 10128
Mi. 10:00 bis 12:00 c.t. woch 08.10.2014 bis 28.01.2015, Ort: MUSAΦ (Leopoldstr. 11b) - Raum 433
Al-Fārābīs Schrift Mabādiʾ ārāʾ ahl al-madīna al-fāḍila wird auszugsweise im arabischen Original gelesen. Die Übung ist nicht nur für Teilnehmer des Fortgeschrittenenseminars „Al-Fārābī, Die Prinzipien der Ansichten der Bewohner der vortrefflichen Stadt“ gedacht, sondern steht allen Interessenten offen, die sich im Lesen arabischer philosophischer Texte üben wollen.
Textgrundlage: Mabādiʾ ārāʾ ahl al-madīna al-fāḍila. Al-Farabi On the Perfect State. A revised text with introduction, translation, and commentary by Richard Walzer, Oxford 1985.
Voraussetzungen: Grundkenntnis des Arabischen